Presseartikel
22.09.2009 Mit Nichtraucher-Schwur zur Pilotenlizenz
Schwäbische Zeitung - Ingo Selle - "Pilot für einen Tag", hatte das Motto zum Reinschnuppern in das Vereinsleben am Samstagmittag bei strahlendem Sonnenschein auf dem Flugplatz an der Aftholderberger Straße gelautet. Insgesamt sieben Flugbegeisterte waren im Laufe des Nachmittags mit Theorie und Praxis des Pfullendorfer Luftverkehrs vertraut gemacht worden. Beim Flugsportverein Pfullendorf mit seinem idealen Verkehrslandeplatz an der Aftholderberger Straße gab es fundierte Antworten zu allen Fragen, die mit dem (selber) Fliegen in Zusammenhang stehen. Wenn jemand sich so radikal, wie seinerzeit Willi Krupka den Traum vom eigenen Pilotenschein verwirklichen möchte, bei dem ist heute eher moralisches Durchhaltevermögen gefordert, als ein wohl gemästetes Sparschwein. Denn bis Frau oder Mann die Privatpilotenlizenz in Händen halten, ist etwa ein gutes Jahr Lerneifer erforderlich. Die Kosten erreichen kaum Kleinwagen-Niveau.
"Weil vieles beim Fliegen Gefühlssache ist, sind Frauen gegenüber mehr "technisch" orientierten Männer überhaupt nicht im Nachteil. "Ich bin wild entschlossen, die Ausbildung auf zu nehmen", betont die Sigmaringer Rechtsanwältin Sigrit Maucher-Steurer, deren Tochter Luft- und Raumfahrttechnik studiert, gegenüber der "SZ", noch bevor die Fluglehrer
Willi Krupka und Armin Gedack los legen. "Hat jemand ein Zwei-Cent-Stück?", fragen die beiden Pilotentrainer.
Das gilt nicht etwa der Kleingeld-Kollekte, sondern zielt ganz praktisch darauf ab, dass mit diesem "Werkzeug" sich am besten die Motorhaube des bereit gestellten Motorseglers zum Abflugcheck öffnen lässt. Doch bevor es an die Erklärung der Motortechnologie geht, enthüllt erster Vorstand Stefan Schneider auf der Airport-Terrasse, warum der Pfullendorfer Traditionsverein sich überhaupt so viel Mühe mit dem Fliegernachwuchs aller Altersstufen macht: denn für ein funktionierendes Vereinsleben braucht man sowohl aktive, als auch passive Mitglieder, von denen allen jede Menge an ehrenamtlicher Arbeit und Engagement gefordert wird.
"Ganz praktisch gesehen werden wir den Winter über die Theorieschulung durchführen. Damit müssten wir bis gegen Ende März fertig sein. Dann folgt die Funksprechausbildung in Friedrichshafen, da haben wir dann schon ein bisschen Überblick über die gesamte Thematik des Fliegens. Anfang April können wir dann mit der Flugausbildung beginnen. Im Juni/Juli wollen wir dann die theoretische Prüfung machen. Nach einem Jahr Schulung sind wir dann spätestens mit dem Flugschein fertig. Gefordert ist der Nachweis von 100 Stunden theoretischer Ausbildung. Das Sprechfunkzeugnis dauert etwa zwei Wochenenden. Für das praktische Fliegen veranschlagen wir hier etwa 50 Stunden, die brauchen wir in jedem Fall", umreißt Ausbildungsleiter Willi Krupka, was von den Flugschülerinnen und Schülern an Sitzfleisch gefordert wird, und was dieFluglehrer Harald Schilling und Armin Gedack erwarten müssen. Zwischen 2 500 und 3000 Euro kostet die Ausbildung auf einem Motorsegler bis zur Fluglizenz in etwa, der Pilotenschein für ein reines Motorflugzeug etwa noch mal einen halben Tausender mehr. "Diese Preise können wir nur anbieten, weil alles zu Selbstkosten und mit wahnsinnig viel ehrenamtlicher Arbeit geleistet wird", sind sich Vorstand Schneider und die Fluglehrer einig. "Flugschulen mit bezahltem Personal können das nicht", betonen die Verantwortlichen. Nach dem auch die Kostenfrage zu aller Zufriedenheit geklärt ist, wird es richtig spannend: denn jetzt folgt ein erster Blick unter die Motorhaube (mittels bewusstem Zwei-Cent-Stück!), bei einem der modernen Motorsegler. Großes Erstaunen: "Des Motörle" (vier Zylinder, 80 PS) wirkt (wegen seiner kompakten Bauweise) zierlicher als in jedem handelsüblchen Kleinwagen. Aber im Prinzip ist alles, wie bei einem Automotor, so die beiden Fluglehrer Willi Krupka und Armin Gedack. Warum ein Flugzeug überhaupt fliegt, wie der Propeller die Maschine in den Himmel schraubt und warum ein funktionierender Tankdeckel über-lebensnotwenig ist, was es mit der "Focker-Nadel" auf sich hat und warum Flieger grundsätzlich auf Duzfuss miteinander stehen, das gehört schon in den lebendig-launig vermittelten Theorieeinstieg. Am späteren Nachmittag stoßen sogar noch fünf weitere Flugschnupperer zu den beiden "Pionierschülern" Sigrit und Fabian, die ebenfalls zusammen mit den Fluglehrern in die Luft gehen dürfen. Als vorläufiges Fazit ist allen sonnenklar: die -- fast -- grenzenlose Freiheit "über den Wolken" muss kein unerfüllbarer Traum bleiben. Und wer sich mehr zum "Bodenpersonal" hin gezogen fühlt, vom 3. bis 5. September 2010 wird wieder das große Flugplatzfest (mit gigantischer Oldtimerparade) statt finden. Auch dabei ist jede (ehrenamtlich tätige) Hand hoch willkommen.